Wildtiere
Ob im Siedlungsraum oder in der freien Landschaft – immer wieder kommt es vor, dass Menschen auf ein verletztes oder mutmaßlich verwaistes Wildtier treffen. Beim Anblick eines verletzten Wildtieres denken wir meist: hier muss ich helfen. Aber ist dies auch immer das Richtige für das Tier?
Was ist ein Wildtier?
Was mache ich mit aufgefundenen Wildtieren?
Wildtiere sind Fluchttiere, sie meiden den direkten Kontakt zu Menschen. In Notlage geratene Wildtiere befinden sich ohnehin in einer Stresssituation. Jedes Annähern und vor allem das Berühren des Tieres führt zu weiterem Stress und verschlimmert seine Notlage. Die gut gemeinte Pflege bedeutet für das Tier meist engen Kontakt zu Menschen, Aufenthalt in geschlossene Räumen, Volieren oder Gehegen, also Dauerstress. Oberstes Ziel muss daher unbedingt immer die rasche Wiederauswilderung sein.
Wer übernimmt die Kosten, wenn ich ein Wildtier zum Tierarzt bringe?
Von dem Moment an, in dem man sich ein Wildtier „aneignet“, trägt man die volle Verantwortung und Haftung und muss für anfallende Kosten, z.B. etwa für Transport oder Tierarzt, aufkommen. Tierärzte sind nach ihrer Berufsordnung zur Ersten Hilfe verletzter Wildtiere verpflichtet. Liegt kein Notfall vor, können sie eine Behandlung ablehnen und an einen Spezialisten verweisen. Wildtiere müssen nicht kostenlos behandelt werden! Die Vergütung richtet sich nach der Gebührenverordnung für Tierärzte und kann vom Finder oder der Finderin gefordert werden.
Informationen zu häufig aufgefundenen Wildtieren
Von dem Moment an, in dem man sich ein Wildtier „aneignet“, trägt man die volle Verantwortung und Haftung und muss für anfallende Kosten, z.B. etwa für Transport oder Tierarzt, aufkommen. Tierärzte sind nach ihrer Berufsordnung zur Ersten Hilfe verletzter Wildtiere verpflichtet. Liegt kein Notfall vor, können sie eine Behandlung ablehnen und an einen Spezialisten verweisen. Wildtiere müssen nicht kostenlos behandelt werden! Die Vergütung richtet sich nach der Gebührenverordnung für Tierärzte und kann vom Finder oder der Finderin gefordert werden.
Rehkitze und Feldhasen
Sowohl Rehkitze als auch junge Feldhasen verweilen oft in einer bewegungslosen, am Boden gedrückten Haltung, während das Muttertier auf Nahrungssuche ist. Säugetiere haben einen sehr feinen Geruchssinn, Elterntiere erkennen sofort, ob ihre Jungen Kontakt mit Menschen hatten. Einmal vom Menschen berührt, werden sie von der Mutter nicht mehr angenommen! Die Aufzucht in Menschenhand gelingt nur äußerst selten. Das anschließende „Auswildern“ ist noch problematischer, weil die Tiere sich durch die Aufzucht an Menschen gewöhnt haben und in der Regel in der Natur nicht mehr zurechtkommen.
Igel
Scheinbar hilflose Igel werden häufig im Herbst in Gärten und Parkanlagen gesichtet. Die meisten Tiere sind in freier Natur überlebensfähig! Nur wenn sie kurz vor Beginn des Winters deutlich unter 500 Gramm wiegen oder bei Dauerfrost und Schnee umherlaufen, benötigen sie Hilfe. Zunächst kann man ihnen, ohne das Tier mitzunehmen, Katzen- oder Hundedosenfutter geben, auch ungewürztes Rührei, aber keine Milch! Bei offensichtlichen Verletzungen bitte den Tierarzt oder eine Igelstation kontaktieren.
Wildvögel
Wildvögel, selbst wenn sie noch jung aus dem Nest gefallen sind, brauchen nur selten Hilfe. Sie werden am Boden von den Elterntieren weiter gefüttert. Man kann diese Jungtiere abseits des Weges in der Nähe wieder an einen geschützten Platz auf einen Ast oder unter eine Hecke setzen. Vögel mit offensichtlichen Verletzungen (offene Wunden, gebrochene Flügel etc.) oder “nackte“, unbefiederte Jungvögel brauchen spezielle fachliche Pflege. Oft ist es nicht möglich, verletzte Wildvögel wieder in die Natur zurückzusetzen. In diesen Fällen kann es richtig sein, das Tier von einem Tierarzt einschläfern zulassen.
Fuchs
Wenn ein Fuchs bei der Begegnung mit Menschen nicht flüchtet, kann das auf Krankheit hinweisen. Füchse können schwere Krankheiten auf Menschen und Hunde übertragen. Daher sollte man Abstand halten!
Welche besonderen Wildtiere gibt es in unserem Landkreis?
Bei den Big Six handelt es sich um sechs streng geschützten Arten, die es zwar in unserem Landkreis gibt, aber nur sehr selten in Deutschland.
Auerwild
- Das Auerwild, Wappentier des Schwarzwalds, ist leider zunehmend vom Aussterben bedroht, nur noch wenige Exemplare lassen sich in unseren Wäldern finden. Umso schöner, dass es beispielsweise rund um den Kaltenbronn noch einige dieser Vögel gibt!
- Besonders spannend anzusehen ist die Balz der Auerhähne während der Paarungszeit bei der sie die Hennen umgarnen.
- Wir FörsterInnen versuchen dem Auerwild zu helfen, indem wir lichte Waldstrukturen in unseren Bergwäldern schaffen damit dort die sonnenliebende Heidelbeere besser wachsen kann. Denn wer hätte es gewusst: Die Nahrung von einem ausgewachsenen Hahn besteht aus bis zu zwei Kilogramm Heidelbeeren am Tag!
Luchs
- Seit rund 3 Jahren streift 𝐋𝐮𝐜𝐡𝐬 Toni hier im Landkreis durch die Wälder. Davor galten Luchse im Nordschwarzwald seit 250 Jahren als ausgestorben.
- Durch ein Sendehalsband das er trägt, ist es der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt möglich, Erkenntnisse über seine Lebensraumansprüche, das Wanderverhalten und das Beutespektrum zu gewinnen.
- Unser Luchs Toni geht bei Einbruch der Dämmerung auf Beutesuche, bevorzugt in großen, menschenarmen Waldgebieten. Sein derzeitiges Streifgebiet umfasst ca. 60.000ha. Das entspricht 60.000 Fußballfeldern!
- Als Lauerjäger positioniert sich ein Luchs gerne in unwegsamen Gelände mit Felsformationen, welche im Murgtal häufig zu finden sind. Seine Beute besteht überwiegend aus Rehen, Nutztiere werden nur sehr selten gerissen.
- Die Wahrscheinlichkeit Luchs Toni zu treffen ist sehr gering, da er nachtaktiv und sehr scheu ist. Also keine Angst - sollte es tatsächlich zu einer Begegnung kommen, kann man sich nur freuen!
Goldschakal
- Der 𝐆𝐨𝐥𝐝𝐬𝐜𝐡𝐚𝐤𝐚𝐥 wurde bereits vor knapp zwei Jahren zum ersten Mal im Rastatter Wald gesichtet. Eine Wildtierkamera war es, die damals das erste Foto von dieser Tierart einfing. Da das nächstgelegene Verbreitungsgebiet der Goldschakale in dieser Zeit in Ungarn, Österreich und Italien lag, ist es gut möglich, dass das Tier eine lange Wanderung vom Balkan ins Ried hinter sich hatte!
- Der Goldschakal ist eng mit dem Wolf verwandt und der einzige Schakal, der in Europa verbreitet ist. Er ist etwas größer als ein Fuchs, aber deutlich kleiner als ein Wolf.
- Ähnlich wie beim Fuchs stehen bei ihm vor allem kleine und mittelgroße Säuger auf dem Speiseplan, aber auch Amphibien, Insekten und Fische.
- Er sieht unserem heimischen Fuchs sehr ähnlich, hat jedoch einen deutlich kürzeren Schwanz mit lediglich 20-30cm Länge und einer dunklen Spitze am Ende.
Wildkatze
- Auch die 𝐖𝐢𝐥𝐝𝐤𝐚𝐭𝐳𝐞 ist hier bei uns heimisch geworden. Seit 1912 galt sie in Baden-Württemberg als ausgestorben und wurde erstmals 2009 wieder im Landkreis Rastatt, nahe Bühl, wiederentdeckt. Vor allem in der Rheinebene lässt sich diese äußerst scheue Art finden. Doch wie kann man die Wildkatze nun zum einen überhaupt entdecken und zum anderen noch eindeutig identifizieren?
- Dazu wird die Baldrian-Lockstoff-Methode eingesetzt. Hierbei werden Holzlatten mit Baldrian besprüht und während der Paarungszeit an ausgewählten Standorten aufgestellt. Die Katzen werden durch den Duft angelockt und reiben sich an den Stäben. Dabei bleiben Haare an der rauen Holzfläche hängen, die dann genetisch untersucht werden können.
- Rein optisch ist es nämlich sehr schwer, die Europäische Wildkatze von einer gewöhnlichen Hauskatze zu unterscheiden. Die Wildkatze hat typischerweise eine dunkle Rückenlinie (genannt Aalstrich) und einen dicken, schwarzgeringelten Schwanz. Die Unterscheidung wird nicht unbedingt einfacher durch die Tatsache, dass sich Wildkatzen häufig auch mit Hauskatzen paaren.
- Wer im Wald scheinbar ausgesetzte Kätzchen findet, sollte die Kleinen erstmal dort lassen, wo sie sind und am besten am nächsten Tag nochmal nachschauen, ob sie noch an derselben Stelle liegen. Es ist nämlich ganz normal, dass die Jungen im Wald versteckt warten, bis ihre Mutter mit Nahrung zurückkehrt und sie in ein neues Versteck bringt.
Biber
- Auch der 𝐁𝐢𝐛𝐞𝐫 ist eine der streng geschützten Wildtierarten im Landkreis.
- Er lebt in langsam fließenden und stehenden Gewässern mit Gehölzen nahe dem Ufer. Wie kein anderes Tier gestaltet der Biber die Landschaft nach seinen Ansprüchen: Er fällt Bäume, baut Burgen und Dämme und staut ganze Bäche auf.
- Ein ausgewachsener Biber kann bis zu 1,35m lang werden und 20-30kg wiegen!
- Er ernährt sich rein vegetarisch von Trieben, Knospen und Blättern, Rinde und Feldfrüchten.
- Erkennen kann man ihn an seiner Biber-Kelle (=der breite, platte Schwanz), die er zum Steuern und rudern beim Schwimmen benutzt, als Fettspeicher im Winter, zur Kommunikation bei Gefahr, indem er sie auf die Wasseroberfläche klatscht oder als Stütze beim Sitzen. Wie ihr seht, ein wahres Multifunktionsorgan!
- Schon gewusst? Die Schneidezähne des Bibers, werden bis zu 3,5cm lang sind und hören nie auf zu wachsen. Der Zahnschmelz auf der Zahnvorderseite ist eisenoxidhaltig, daher orange und sehr hart - im Gegensatz zum Zahnschmelz auf der Zahninnenseite. Indem die harte vordere Zahnseite der unteren Zähne den weicheren inneren Zahnschmelz der oberen Zähne beim Nagen abschleift, werden die Zähne ständig geschärft.
Wolf
- Auch der Eurasische 𝐖𝐨𝐥𝐟 streift seit einigen Jahren durch den Nordschwarzwald. Ein einzelner Wolfsrüde, bekannt unter dem Namen GW852m, sorgt seit rund 5 Jahren für viel Gesprächsstoff hier m Landkreis. Vor allem die Übergriffe auf Weidetiere sorgen immer wieder für Diskussionen. Die Hauptnahrung des Wolfes besteht in unseren großen zusammenhängenden Waldgebieten aber vor allem aus Reh- und Rotwild. Bisher haben nur sehr wenige Menschen den Wolfsrüden zu Gesicht bekommen, da er die Menschen meidet.
- Gemäß der FFH-Richtlinie der EU ist das Land Baden-Württemberg zum Monitoring beim Wolf verpflichtet. Dazu gehören die Dokumentation von Sichtungen, Fotos, Risse, Losungen und Fährten. Über genetische Untersuchungen von Kotproben und der gerissenen Tiere konnte nachgewiesen werden, dass der Wolf GW852m in der Lüneburger Heide im Jahr 2016 geboren wurde und im Alter von ca. einem Jahr zu uns gewandert ist.