Biologisch abbaubare Wuchshüllen sollen helfen, Plastik im Wald zu vermeiden – Praxistest im Stadtwald Bühl

Gelegentlich stößt man im Wald auf diese seltsam anmutenden Plastikrohre. Aber warum sind diese Kunststoffschützer überhaupt da und wie sieht es mit plastikfreien Alternativen aus? Trainee Eric Gottschling vom Forstamt des Landkreises Rastatt informiert über den Einsatz der Wuchshüllen und einen Praxistest mit alternativen Materialien im Stadtwald Bühl.

Beispiel einer biologisch abbaubaren Wuchshülle im Stadtwald Bühl. Foto: LRA/Eric Gottschling
Beispiel einer biologisch abbaubaren Wuchshülle im Stadtwald Bühl. Foto: LRA/Eric Gottschling

Die als Wuchshüllen benannten Schutzhüllen haben bei der Wiederbewaldung und Anpflanzung von Laubmischwäldern Erfolgsgeschichte geschrieben: Sie bieten jungen Pflanzen wirksamen Schutz vor ungünstigen Umweltbedingungen, vor Wildschäden durch Verbiss oder Fegeschäden durch den Rehbock und sorgen mit ihrem Gewächshauseffekt für beschleunigtes Wachstum, mit dem sie der krautigen und strauchigen Konkurrenz-Flora schneller davonwachsen können. So geben sie den kleinen Baumsetzlingen in den ersten Jahren des Anwachsens wichtige Starthilfe. In den letzten Jahren hat sowohl in der Forschung als auch in der Praxis das Interesse an Wuchshüllen erheblich zugenommen, da sie als bewährte Methode zur Verbesserung des Anwuchserfolgs und der Vitalität von Baumsetzlingen gelten.

Trotz der Vorteile dieser Minigewächshäuser gerieten sie im Zusammenhang mit der öffentlichen Diskussion um Plastikmüll und Mikroplastik immer stärker in die Kritik. Diese wurde befeuert durch unschöne Beispiele, bei denen die Plastikwuchshüllen nicht abgebaut und entfernt wurden, wenn sie nach spätestens acht bis zehn Jahren ihre Aufgabe erfüllt hatten. Seit einigen Jahren wird intensiv nach funktionsgleichen Alternativen aus biologisch abbaubaren Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen geforscht und die Industrie ist gleichfalls bemüht, alternative Produkte auf den Markt zu bringen.

Doch bewähren sich die Produkte auch unter Freilandbedingungen? So gibt es noch offene Fragen und Forschungsbedarf, insbesondere hinsichtlich der optimalen Gestaltung, Materialwahl und der langfristigen Auswirkungen auf die Waldgesundheit. Helena Bauer, Revierleiterin der Stadt Bühl, hat vor einigen Monaten einen Praxistest mit auf dem Markt verfügbaren alternativen Wuchshüllen gestartet, um den Vor- und Nachteilen im mehrjährigen Gebrauch auf den Grund zu gehen.

Ausgangspunkt ist, dass eine unter Freilandbedingungen vollständig biologisch abbaubare Wuchshülle eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Kunststoffhüllen ist, wenn sie sich durch natürliche Prozesse bis zum Ende ihrer Standzeit vollständig zersetzt. Dadurch muss sie nicht mehr arbeitsaufwändig per Hand entfernt und entsorgt werden. Hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen erfüllt sie strenge Anforderungen in Bezug auf Abbaubarkeit, Rückstandsfreiheit, Kompostierbarkeit, Umweltverträglichkeit und Zertifizierung, um als wirklich nachhaltig zu gelten. Auch die Wirksamkeit muss gegeben sein: Sie bietet jungen Bäumen zuverlässigen Schutz vor Wildverbiss, mechanischen Schäden und extremen Wetterbedingungen. Zudem schafft sie ein ideales Mikroklima, das das Pflanzenwachstum fördert. Und ganzheitlich betrachtet ist sie auch kosteneffizient.

Für die Forstpraxis ist es entscheidend, Wuchshüllen zu wählen, die eine optimale biologische Abbaubarkeit und mehrjährige Haltbarkeit bieten. Der derzeitige Stand des Wissens und der Erfahrungen liefert allerdings nur eingeschränkte Informationen zu diesen Aspekten. Viele neue Produkte sind erst seit Kurzem auf dem Markt und mehrjährige Praxiserfahrungen mit verschiedenen Baumarten unter den vielfältigen örtlichen Gegebenheiten liegen meist noch nicht vor. So könnte es Unterschiede geben, ob die Wuchshülle im Halbschatten oder in der prallen Sonne steht; ob sie in der heißen Rheinebene oder auf dem kühlen Nordhang in den Hochlagen ausgebracht wird.

Wie sich die alternativen Wuchshüllen in der Praxis bewähren, wird nicht nur der Praxistest von Revierleiterin Bauer im Stadtwald Bühl zeigen, auch in anderen Revieren des Landkreises werden die neuen Produkte alternativer Wuchshüllen bereits erprobt.