Der Landschaftserhaltungsverband hütetSchwarzwald, Rhein und Reben seit zehn Jahren

Eine Region voller Natur und Genuss: Der Landkreis Rastatt vermarktet sich touristisch mit dem Dreiklang „zwischen Schwarzwald, Rhein und Reben“. Hier gibt es hohe Berge, bizarre Täler, weite Landschaften und reichlich Weinanbau. Die Natur meint es gut mit den Menschen in Mittelbaden, manchmal auch zu gut, wenn Täler zuwuchern und verbuschen oder wenn Biotope nicht mehr gepflegt werden. Und die Menschen leben gerne hier – auch deshalb, weil sie Arbeit in der hochqualifizierten Industrie finden. Dies alles muss zusammengebracht werden auf den 738 Quadratkilometern des Landkreises Rastatt.

Heuhütten auf einer Grünfläche im Ebettal bei Bermersbach.
Klassische Landschaft im Murgtal: Die Heuhütten im Ebettal bei Bermersbach. Foto: Ruth Hertweck

In dieser Gemengelage arbeitet der Landschaftserhaltungsverband. Er wurde vor zehn Jahren gegründet mit einem zwölfköpfigen Vorstand, in dem die Fachbereiche Naturschutz, Landwirtschaft und Kommune vertreten sind. In der Mitgliederversammlung wurde das 10-Jährige am Mittwoch, 27. November 2024, gefeiert.

Mitglied im Landschaftserhaltungsverband sind alle 23 Städte und Gemeinden des Landkreises sowie Verbände aus dem Bereich des Naturschutzes und der Landwirtschaft. „Gestartet sind wir zunächst mit zwei Stellen, ab dem Jahr 2021 kam noch die Stelle des Biotopverbundbotschafters hinzu“, berichtet Geschäftsführerin Diana Fritz. Zweieinhalb Stellen sowie die Sachkosten für den Biotopverbundbotschafter werden vom Land gefördert, eine halbe Stelle zahlt der Landkreis.

Vorsitzender des Landschaftserhaltungsverbands ist der jeweils amtierende Landrat, derzeit also Prof. Dr. Christian Dusch. „Unser Landkreis ist es wert, dass alles unternommen wird, die einzigartige Landschaft zu erhalten“, erklärt der Landrat. Hierfür habe der Landschaftserhaltungsverband in den vergangenen zehn Jahre viel geleistet. „Der Einsatz muss natürlich immer an die Herausforderungen bei aktuellen Entwicklungen in der Gesetzgebung, aber auch in Natur und Umwelt angepasst werden“, so Prof. Dr. Dusch weiter. Als zentrale Ansprechstelle sei die Einrichtung daher unverzichtbar.

Ein Scheckenfalter auf einer Wiese.
Frühlingsgefühle: Ein Scheckenfalter auf einer Wiese. Foto: Ruth Hertweck

Vorrangiges Ziel des Landschaftserhaltungsverbands im Landkreis Rastatt ist es, die einzigartigen, vielfältigen und artenreichen Lebensräume, wie etwa Magerrasen, Mähwiesen, Borstgrasrasen und Nasswiesen im Schwarzwald mit seinen Tälern, in der Vorbergzone und in der Rheinebene mit Kinzig-Murgrinne, Hardt, und Tiefgestade die neben dem Acker-und Weinbau die Kulturlandschaft ausmachen, auch für künftige Generationen zu erhalten und weiter zu entwickeln. Diese Landschaft ist unverzichtbar für das Heimatgefühl sowie die Naherholung und bildet eine wichtige Grundlage für den Tourismus. Außerdem ist sie eben Lebensraum für viele geschützte Tiere und Pflanzen.

Der Landschaftserhaltungsverband arbeitet nach dem Grundsatz des gleichberechtigen Zusammenwirkens zwischen Landwirtschaft, Naturschutz, bürgerschaftlichem Engagement und Kommunalpolitik. Er ist Dienstleister für ein regionales Natur- und Landschaftsmanagement, indem er berät, informiert, Verständnis weckt oder bei Interessenkonflikten vermittelt. Pflegeprojekte werden im Konsens zwischen Kommunen, Bewirtschaftern und der Naturschutz- und Landwirtschaftsverwaltung geplant und gestaltet. Das dafür nötige Fördergeld muss von der Naturschutzbehörde oder dem Landwirtschaftsamt bewilligt werden.

Schließlich fördert der Landschaftserhaltungsverband das Verständnis für Naturschutz und Landschaftspflege und vertieft das Wissen der Bevölkerung über die in den Naturräumen des Landkreises Rastatt standortgerechten und standorttypischen Kulturlandschaften.

Das Aufgabenspektrum des Landschaftserhaltungsverbands ist somit breit angelegt. Die Freistellung von zugewachsenen Seitentälern, die Pflege von Offenlandbiotopen und vieles mehr gehören dazu. Dies ist wichtig für die Offenhaltung und vor allem für die Umsetzung von Natura 2000, da dort viele artenreiche Wiesen, Lebensraum für streng geschützte Pflanzen und Tiere, durch die Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung zugewachsen sind. Damit einhergehend organisiert der Landschaftserhaltungsverband die Beweidung von aus der Nutzung genommenen Flächen. Hinzu kommt die Pflege von Biotopen und Artenschutzflächen, etwa für Wildbienen oder Heuschrecken.

Schafe an einem Hang bei Langendbrand.
Beweidung zur Offenhaltung: Schafe an einem Hang bei Langendbrand. Foto: Ruth Hertweck

Ein wichtiges Aufgabengebiet ist die Bekämpfung invasiver Tierarten, konkret der Kalikokrebse. Die Tiere stammen vom Mississippi in Nordamerika. Lässt man Kalikokrebse sich ungehindert ausbreiten, verdrängen sie alle anderen wichtigen Tierarten. Aber nicht nur die Bekämpfung ungebetener Gäste gehört zum Portfolio, sondern auch die Anlage von Tümpeln für Amphibien. Darüber hinaus organisiert der LEV verschiedene Rodungen und Mahdarbeiten mit örtlichen Vereinen und unterstützt diese bei der notwendigen Antragstellung, damit diese Fördergeld für ihre Vereinskasse bekommen. 

„In enger Abstimmung mit Naturschutz- und Landwirtschaftsverwaltung bereiten wir auch Landschaftspflegeverträge vor, wenn beispielsweise ein bestimmtes Mahdregime eingehalten werden muss, wie für den Wiesenknopfameisenbläuling“, so Geschäftsführerin Fritz. Hinzu kommt die Beratung von Tierhaltern und deren Unterstützung beim Stellen von Anträgen für wolfsabweisende Zäune. Gemeinden werden bei der Erstellung von Biotopverbundplanungen und deren Umsetzung beraten. Schließlich half der Landschaftserhaltungsverband einige Jahre lang mit bei der Apfelsammelaktion der Lebenshilfe.

Die Aufgaben zwischen Schwarzwald, Rhein und Reben gehen also nicht aus. Der Landschaftserhaltungsverband wird diesen Dreiklang hüten – auch in den nächsten zehn Jahren.