Feigen im Garten gedeihen immer besser

Frische Feigen galten bei uns lange Zeit als exotische Früchte. Man kannte sie vor allem als Trockenobst. Aufgrund des Klimawandels sind sie mittlerweile immer häufiger in unseren Gärten zu finden, mitunter als imposanter Großstrauch, der bis zu zehn Meter hoch und breit werden kann. Hannelore Dütsch-Weiß von der Beratungsstelle für Obst- und Gartenbau beim Landwirtschaftsamt des Landkreises Rastatt stellt das Gewächs näher vor.

Das Foto zeigt mehrere grüne Feigenfrüchte an einem Geigenbaum.
Feigen profitieren vom Klimawandel. Foto: Hannelore Dütsch-Weiß

Feigenbäume stammen aus Vorderasien und waren schon im Altertum im Mittelmeerraum verbreitet. Am liebsten haben sie Winterregen, im Sommer viel Sonne und genug Platz, da sie Tiefwurzler sind und sehr ausladend sein können. Deshalb kommen sie im Sommer mit wenig Wasser aus und sind trotzdem oft sehr wüchsig. An den Boden hat die Feige keine besonderen Ansprüche. Je nach Sorte vertragen sie Temperaturen bis minus 15 Grad. Wenn es zu kalt ist, dann erfrieren die Triebe. Meist treiben sie aber wieder bereitwillig von unten aus.

Von Natur aus entwickelt sich ein Strauch, der nur an den jungen Trieben in der Peripherie Früchte bringt und seine länger werdenden Äste auf den Boden sinken lässt, wo sie auch wieder bewurzeln können. Die Sortenvermehrung ist so als Absenker oder auch über Stecklinge möglich.

Will man sie bei uns gezielt anbauen, dann wählt man am besten einen sonnigen und ausreichend großen Platz aus. Ein kräftiger Schnitt ist empfehlenswert. Er soll den Strauch in Form halten und genügend Platz für Jungtriebe machen, die im Gegensatz zu alten Trieben auch im unteren Bereich Früchte bringen. Die Feigenfrüchte werden dadurch auch größer und süßer. Der Schnitt sollte im späten Frühjahr und im Sommer etwa nach der ersten Ernte im August erfolgen, rät die Fachberaterin. Ein Winterschnitt kann bei kaltem nassem Wetter zum Eintritt von Schaderregern führen und das Erfrieren fördern. Wichtig ist auch, so Dütsch-Weiß, dass im Spätherbst die Fruchtmumien entfernt werden, da diese sonst zu Pilzbefall neigen, der auf die Triebe übergehen kann. Ein Schädling, der in den letzten Jahren häufiger zu finden ist, ist der Spreizflügelfalter, ein Schmetterling, dessen Raupen an den Blättern, manchmal auch an den Früchten einen Schabefraß verursachen und sich dort einspinnen.

Vorsicht ist geboten mit dem weißen Milchsaft in Blättern, Trieben und unreifen Früchten. Darin ist ein Enzym enthalten, das Hautausschläge und Juckreiz hervorrufen kann. Deshalb sollte man beim Arbeiten im Feigenbaum, auch bei der Ernte am besten lange Kleidung tragen und Körperstellen, die mit den Blättern oder direkt mit dem Milchsaft in Berührung gekommen sind, gründlich waschen.

Interessant ist die Befruchtung der Feige. In ihren angestammten Gebieten werden sie durch die Feigengallwespe befruchtet, die bei der Suche nach Eiablageplätzen in die junge Frucht schlüpft, sich aber normalerweise in der sogenannten Bocksfeige vermehrt. Dabei befruchtet sie auch die Kulturfeige. „Bei uns verbreitet sind allerdings nur Sorten, die sich auch ohne Befruchtung entwickeln und die ein- oder zweimal im Jahr tragen“, erklärt die Fachberaterin. Die erste Generation von Früchten bildet sich meist am letztjährigen Trieb, die Spätsommer-Generation wächst an den diesjährigen Trieben. Je nach Wetter und Jahr schmeckt die erste Generation ab Mitte Juli am besten. In einem frühen und heißen langen Sommer und Herbst gehen die Generationen ineinander über und sind alle sehr gut. In kalten nassen Jahren ist nur die Sommergeneration brauchbar.

Ideal ist, wenn die Feigenreife ohne Regen stattfindet. Bei Nässe wird die Schale aufgeweicht und die Frucht matschig, dadurch sind sie besonders anfällig für die Kirschessigfliege. Diese bringt Essigbakterien mit, die die Früchte ungenießbar machen. Unter guten Bedingungen werden die Feigen folgernd reif, so dass man über Wochen hinweg stets reife Früchte findet. Um die Früchte vor pickenden Vögeln und Wespen zu schützen, empfiehlt sich das Einnetzen mit Organzabeuteln, rät Dütsch-Weiß.

Reife Feigen erkennt man daran, dass sie etwas weich und leicht faltig werden. Am besten genießt man die Feige frisch als kleine Mahlzeit zwischendurch, im Müsli oder zu Käse. Man kann sie auch gut zu Marmelade oder Chutneys, Feigenessig oder Feigensenf verarbeiten. Auch Feigentarte oder Feigenbrot schmecken gut.

(Erstellt am 07. September 2023)