Holzernte mit großen Maschinen – schlecht für den Wald?

Unsere Wälder sind Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten, sie speichern Wasser und dienen uns Menschen als Erholungsraum. Wir nutzen sie aber auch zur nachhaltigen Produktion von Holz. Der Landkreis Rastatt ist auf 39.000 Hektar mit Wald bedeckt. Der jährliche Holzeinschlag beträgt 135.000 Festmeter.

Das Foto zeigt einen gelben Traktor, der mitten im Wald umgeben von Bäumen mehrere Baumstämme abtransportiert.
Holzerntemaßnahmen sind ohne Maschineneinsatz nicht möglich. Foto: Thomas Nissen 

Bei der Bewirtschaftung gilt es, alle Waldfunktionen bestmöglich in Einklang zu bringen. Die unterschiedlichen Sichtweisen führen nicht selten zu Konflikten. Das spüren zunehmend auch die Förster und Forstleute in den Wäldern im Landkreis Rastatt. In den letzten Jahren ist der Freizeitdruck im Wald stark gestiegen, nach Feierabend und am Wochenende zieht es viele dorthin. Doch was ist, wenn genau auf meiner abendlichen Laufrunde der Weg wegen Holzernte gesperrt ist, muss das sein? Geht gar nicht, meinen manche. Patrick Lehmann, Trainee im Forstamt des Landkreises Rastatt ruft zu mehr Gelassenheit auf. „An dieser Stelle sei angeraten, sich zu besinnen. Wir ernten eine Menge an Holz, die geringer ist als die nachwachsende. Holz brauchen wir alle in vielen Lebensbereichen.“

Je nach Baumart, Stärke und Qualität der Bäume werden unterschiedliche Dinge daraus gemacht. Die Produktpalette ist riesig und reicht von Brettern und Hobelware, Energieholz, Papier und Zellstoff über Furniere und Dämmfasern bis hin zum Aufschluss der Holzbestandteile zur nachhaltigen Gewinnung von Ausgangsstoffen für die Chemieindustrie. Holz aus ordnungsgemäßer Forstwirtschaft als Rohstoff zu nutzen trägt zum Klimaschutz bei, da in den hergestellten Produkten Kohlenstoff langfristig gebunden bleibt. Selbst bei der thermischen Nutzung von Holz als Heizstoff wird nur die Menge an Kohlenstoff freigesetzt, die der Baum vorher aus der Luft eingelagert hat. Dies unterscheidet den nachhaltigen Rohstoff Holz von fossilen Rohstoffen wie Kohle und Gas. Hier wird Kohlenstoff freigesetzt, der bereits seit Millionen von Jahren unter der Erde gebunden war.

Damit Produkte aus Holz hergestellt werden können, muss es zuerst geerntet und aus dem Wald gebracht werden. Dazu werden je nach Arbeitsverfahren verschiedene Forstmaschinen eingesetzt. Dünnere Bäume können in geeignetem Gelände vollmechanisiert geerntet und gleich in passende Längen gesägt werden. Ein Rückezug bringt die Stammabschnitte an den Waldweg. Dickere Bäume werden in der Regel mit Motorsägen gefällt und mit einem Seil- oder Klemmbankschlepper gerückt. Am Waldweg wird es zwischengelagert und später mit Lkw abgefahren. Ein Teil des Holzes verbleibt als Totholz im Wald. Es dient dem Nährstoffkreislauf und bietet Insekten und anderen Organismen einen Lebensraum.

Das Befahren des Waldbodens von Forstmaschinen geschieht ausschließlich auf gekennzeichneten Rückegassen und Maschinenwegen. Außerhalb dieser Wege wird der Waldboden zum Bodenschutz nicht befahren. Durch technischen Fortschritt ist der Bodendruck, also die Kraft der Räder, die ausgeübt wird, gering. Durch größere und vor allem breitere Reifen und mehr Achsen, verteilt sich das Gewicht der Maschinen auf eine größere Fläche. Sensible Bereiche werden nicht befahren.

Generell ist auch die Witterung ein entscheidender Faktor bei der Planung von Holzerntemaßnahmen. Je nach Bodenfeuchte, entscheiden die Revierleiter spontan, ob eine Befahrung unter Berücksichtigung des Bodenschutzes möglich ist. Für die Waldbesucher erscheinen große Maschinen „in ihrem Wald“ oft erschreckend, weiß Patrick Lehmann. Optisch scheinen die mehrachsigen Maschinen mit breiten Reifen nicht zum ‚Ökosystem Wald‘ zu passen. Doch der Wald ist ein dynamisches System. Die immer wieder angemerkten Schäden wie Bodenverwundungen und umgeknickte Vegetation auf den Rückegassen sind nach wenigen Monaten kaum mehr sichtbar und haben nur geringe Auswirkungen auf den Waldbestand. Durch große Maschinen mit großer Kranreichweite können sogar junge Bäume geschützt werden, da diese im Gegensatz zum Rücken mit einer Seilwinde dabei weniger berührt werden. Auch für die Forstwirte bringt die Technik einen entscheidenden Gewinn für die Arbeitssicherheit.

In der sogenannten Forsteinrichtung wird im Zehn-Jahres-Zyklus die Menge des zu erntenden Holzes geplant. Je nach Zustand und Ziel des Bestandes werden die Waldbestände entsprechend behandelt. Dadurch finden in manchen Bereichen mehrere Jahre gar keine Holzerntemaßnahmen statt, während in anderen mehrmals im Jahrzehnt geerntet wird. Mehrere kleinere Eingriffe haben meist geringere Auswirkungen auf die Stabilität des jeweiligen Waldbestands.

Die Haupteinschlagszeit ist in den Wintermonaten. Das geerntete Holz ist dabei weniger anfällig für Schadinsekten und Pilze, die Arbeitssicherheit ist durch die geringe Belaubung erhöht und die Auswirkungen von Forstmaschinen auf den Waldboden sind durch Kälte und Frost geringer. In den Hochlagen des Schwarzwaldes wird die Holzernte zum Schutz der Auerhühner im Sommer und Herbst durchgeführt, um diese während der Wintermonate nicht zu stören. Zu außerplanmäßigen Nutzungen kann es durch Befall des Borkenkäfers an Nadelbäumen auch im Sommer kommen. Um eine Ausbreitung auf die häufig unter Trockenstress stehenden umliegenden Bäume zu verhindern, ist hier sofortiges Eingreifen notwendig.

Die Produktion von Holz im Landkreis Rastatt ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz unseres Klimas und unserer Rohstoffversorgung. „Unabdingbar ist dabei die Arbeit mit hochtechnisierten Forstmaschinen“, so Lehmann.

(Erstellt am 08. September 2023)