Netzwerktreffen der Frauenbeauftragten in Werkstätten im Landratsamt Rastatt
„Gemeinsam statt allein“ – unter diesem Motto sind am vergangenen Montag die Frauenbeauftragten in Werkstätten im Landratsamt Rastatt zu einem Netzwerktreffen zusammengekommen. Petra Mumbach, Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen im Landkreis Rastatt, hatte in Kooperation mit der Netzwerkstelle für Frauenbeauftragte in Werkstätten der Behindertenhilfe in Baden-Württemberg die Frauenbeauftragten aus den Werkstätten der Region Mittlerer Oberrhein eingeladen.
Unterstützt wurden sie fachlich-inhaltlich von den Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen „Frauen helfen Frauen“ und „Feuervogel“ aus Rastatt sowie den kommunalen Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen und den Beauftragten für Chancengleichheit dieser Region. Die Netzwerkstelle unterstützt landesweit die Frauenbeauftragten in den Werkstätten der Behindertenhilfe und wird, wie die Behindertenbeauftragten, gefördert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg.
Ziel der Veranstaltung war es, den Frauenbeauftragten das Thema „Schutz vor Gewalt“ barrierefrei näher zu bringen, sich darüber auszutauschen, zu vernetzen und gemeinsam zu überlegen, wie Frauen mit Behinderungen etwa in den Werkstätten besser geschützt und gestärkt werden können.
Gewalt kommt bei Frauen mit Behinderungen laut den Veranstalterinnen wesentlich häufiger vor als bei Frauen ohne Behinderungen. Demnach gehen Studien davon aus, dass drei von fünf Frauen mit Behinderungen in ihrem Leben Gewalt erfahren. Deshalb sind sie nach der UN-Behindertenrechtskonvention und dem Landesbehindertengleichstellungsgesetz Baden-Württemberg besonders zu schützen.
Erstmalig konnten bei dem Treffen alle Akteurinnen aus der Region persönlich in Kontakt treten. In Workshops in Leichter Sprache haben sie gemeinsam erarbeitet, wie Frauen aus Werkstätten über die Frauenbeauftragten Stimme und Gehör für ihre Anliegen finden können. Nach dem Bundesteilhabegesetz gibt es Gewaltschutzkonzepte in den Werkstätten. Auch Frauen mit Behinderungen können sich nach einer Gewalterfahrung oder nach einem sexuellen Missbrauch in den barrierefrei zugänglichen Beratungsstellen für Frauen Hilfe holen. Die Kontaktdaten und Informationsmaterialien konnten die Frauenbeauftragten für ihre Werkstätten mitnehmen und fühlen sich jetzt für ihre Beratungsarbeit gestärkt.
Künftig wollen die Frauenbeauftragten versuchen, sich stärker in kommunale Zusammenhänge wie einem Inklusionsbeirat einzubringen. Auch bei jährlich stattfindenden Veranstaltungen der Beauftragten für Chancengleichheit, zu Terminen wie dem Internationaler Frauentag oder dem Tag gegen Gewalt an Frauen sollen die Frauenbeauftragten und Frauen mit Behinderungen als Beteiligte eingebunden werden. Dadurch soll ihre Rolle als Frauenbeauftragte sichtbarer gemacht und gewaltbetroffene Frauen ermutig werden, sich hilfesuchend an sie als erste Vertrauensperson zu wenden. So können schnell Kontakte zu Fachberatungsstellen und Therapeuten vermittelt werden.
Darüber hinaus wurden bei dem Treffen noch weitere konkrete Ideen entwickelt: So sollen dieses Jahr orangefarbene „Mathildas“, große Holzfiguren als Info-Steele mit QR-Code und beigelegten Infomaterialien, auf das Thema Gewaltschutz aufmerksam machen. „In den Werkstätten sollen sie ein deutliches Signal senden – Stop Gewalt!“, kündigte Mumbach an. Gleichzeitig sollen sie über Hilfsangebote informieren. Die Frauenbeuaftragten haben dafür Untertsützung aus dem Netzwerk zugesprochen bekommen. Auch weitere vielfältige Kooperationen sind denkbar.
„Der Grundstein für eine gemeinsame Arbeit und Kooperation gegen Gewalt konnte erfolgreich gelegt werden“, zeigte sich Mumbach zufrieden mit der Veranstaltung. Sie sieht das Treffen als wichtigen Schritt, um die im Landkreis Rastatt bereits bestehende AG mit den Frauenbeauftragten zum Thema Gewalt wieder neu aufleben zu lassne. Mumbach hatte diese AG bereits 2019 gegründet, während der Pandemiezeit war sie allerdings zum Erliegen gekommen. „Es wird weitere Treffen geben, zu denen schon Arbeitsziele festgelegt worden sind“, so Mumbach. Es sei noch viel zu tun, um den Schutz vor Gewalt – besonders gegen Frauen mit Behinderungen – zu verbessern.
Eine wichtige Anlaufstelle sei allerdings mit dem Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bereits gegeben. Ratsuchende Frauen können sich kostenfrei, anonym, mehrsprachig – auch mit deutscher Gebärdensprache und in Leichter Sprache – rund um die Uhr unter der Nummer 116016 an das Hilfetelefon wenden.