Rückkehr der Riesen – der Heldbock ist auf dem Vormarsch

Einer der größten Käfer Europas, der Heldbock, ist auf dem Vormarsch in Richtung Landkreis Rastatt. Aus den Landesteilen nördlich von Karlsruhe arbeitet sich diese Käferart immer weiter in unsere Region vor. Der Heldbock ist eine vom Aussterben bedrohte Insektenart und streng geschützt. Durch den Klimawandel wird er allerdings in Zukunft immer mehr an Lebensraum gewinnen können und sich wahrscheinlich auch in unserer Region fest etablieren. Trainee Michèle Zeiher vom Forstamt des Landkreises Rastatt stellt den Heldbock näher vor.

Der Heldbock. Foto: LRA/Michèle Zeiher
Der Heldbock. Foto: LRA/Michèle Zeiher

Bekannt sind Vorkommen in der nördlichen Oberrheinebene, insbesondere in den Hardt- und Rheinwäldern zwischen Mannheim und Rastatt, sowie flächig im linksrheinischen Bienwald in Rheinland-Pfalz. Er bevorzugt alte, meist vorgeschädigte, licht stehende Eichen, und wird deshalb häufig auch Großer Eichenbock genannt. Nach dem Schlüpfen fressen sich die Larven ins Holz und entwickeln sich dort bis zu vier Jahre lang, bevor sie in warmen Frühlingsnächten ausfliegen. Mit der zunehmenden Trockenheit wird die Anzahl geschwächter Eichen ebenfalls ansteigen, wodurch sich für den Heldbock neue Lebensräume eröffnen.

Der Käfer selbst ist nur selten zu entdecken, da er hauptsächlich bei Nacht unterwegs ist. Dennoch sind für den interessierten Beobachter deutliche Spuren seiner Aktivitäten erkennbar. Daumengroße, kreisförmige Bohrlöcher und Bohrmehl am Boden vor alten Eichen oder auf deren Rinde sind Zeichen für sein wahrscheinliches Auftreten.

Wird eine besiedelte Eiche festgestellt, so dürfen keine Maßnahmen durchgeführt werden, die den Lebensraum des Heldbocks gefährden könnten. Da befallene Bäume aber an Stabilität verlieren, sind häufig Maßnahmen zur Verkehrssicherung entlang öffentlicher Wege und chirurgische Maßnahmen an besiedelten Bäumen notwendig. Diese Aktionen werden im jährlichen Stabilitätsgutachten dokumentiert und sind zum Teil mit erheblichen Kosten verbunden, wenn etwa einzelne Äste im Kronenbereich der Bäume schonend entfernt werden müssen.

Schadbild durch den Heldbock. Foto: LRA/Michèle Zeiher
Schadbild durch den Heldbock. Foto: LRA/Michèle Zeiher

Der Heldbock genießt aufgrund seiner Seltenheit einen hohen Schutzstatus, spielt aber auch ökologisch eine wichtige Rolle. Denn durch seine großen Fraßgänge werden spezielle Mikrohabitate geschaffen, die von vielen anderen holzbewohnenden Arten, darunter Insekten, Pilze und Mikroorganismen besiedelt werden können. Einige dieser Arten können auch sogenanntes Totholz bewohnen, während der Heldbock ausschließlich lebende Bäume besiedelt. Nach dem Absterben des Brutbaumes muss sich der Riesenkäfer deshalb eine neue Lebensstätte suchen. Bei starkem Befall leben die Brutbäume nur wenige Jahre, weshalb nicht nur die Sicherung der Einzelbäume, sondern auch die langfristige Entwicklung neuer Brutbäume für den Bestand und Erhalt des Heldbocks von großer Bedeutung ist.

(Erstellt am 05. September 2024)