Was Menschen fühlen und erleben, die an Demenz erkrankt sind – Pflegestützpunkt bietet Einblick und Hilfestellung

Mit steigendem Lebensalter erkranken immer mehr Menschen an Demenz. Trotz des zunehmenden Auftretens der Erkrankung bestehen in der Bevölkerung noch viele Berührungsängste und auch Angst im Umgang mit den Betroffenen. Denn die Unabhängigkeit, Entscheidungsfähigkeit oder auch Selbständigkeit nehmen im fortschreitenden Krankheitsverlauf immer mehr ab.

Das Krankheitsbild Demenz ist vielfältig. Es gibt verschiedene Formen von Demenz und auch junge Menschen können daran erkranken. Dementsprechend sind die Auswirkungen, die die Diagnosestellung für Betroffene und für das soziale Umfeld haben, völlig unterschiedlich.

Meist beginnt die Erkrankung relativ unbemerkt. Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Symptome der Erkrankung deutlich sichtbar werden und nicht mehr zu ignorieren sind. Besonders das soziale Umfeld der Erkrankten ist dann stark gefordert. Oft schleicht sich während der Pflege eines demenziell veränderten Menschen auch eine zunehmende soziale Isolation der Pflegeperson ein. Deswegen ist der Aufbau eines möglichst großen Hilfe- und Unterstützungsnetzwerk unerlässlich.

Der Pflegestützpunkt des Landkreises Rastatt schildert ein Fallbeispiels: Ein Ehemann kommt zur Beratung. Die Ehefrau, mit der er seit fast 50 Jahren verheiratet ist, hat sich zusehends demenziell verändert. Sie sagt und tut Dinge, die er nicht mehr nachvollziehen kann. Zu Beginn der Erkrankung haben beide noch darüber scherzen können. Inzwischen fühlt sich der Ehemann jedoch immer öfters provoziert und überfordert. Er möchte seine Ehefrau gerne weiter zuhause versorgen, wünscht sich jedoch mehr Freiraum für sich und seine Bedürfnisse. Er erkennt, dass er Unterstützung von außen benötigt. Weiß aber nicht, welche Hilfen es gibt und wie er diese angehen kann. Durch die Notwendigkeit einer „rund um die Uhr Verfügbarkeit“, die eine Demenzpflege mit sich bringt, kommt der Ehemann mit seinen Kräften an Grenzen. Soziale Kontakte sind kaum noch möglich oder werden gemieden. Vieles was Ablenkung und Erholung bringt fällt weg. Damit die Pflege zu Hause weiter gelingt, muss er Entlastung erhalten.

Um einen guten Umgang der pflegenden Angehörigen mit den Demenzerkrankten zu ermöglichen, muss ein Verständnis für die Verhaltensänderungen der Betroffenen geschaffen werden. Der Pflegestützpunkt bietet hierfür Einzelfallberatungen und Kurse für Angehörige von Demenzerkrankten. In der Beratung erhalten sie Informationen zu den Leistungen der Pflegekasse und Unterstützung beim Beantragen eines Pflegegrades. Das Erreichen eines Pflegegrades ist oftmals Voraussetzung, um sich professionelle Unterstützung leisten zu können. Es wird im Beratungsgespräch gemeinsam herausgearbeitet, welche Leistungen nötig sind, um die Angehörigen physisch und psychisch zu entlasten und die Versorgung zu Hause weiterhin gewährleistet ist.

In den Kursen erhalten pflegende Angehörige Hintergrundwissen zu der Erkrankung „Demenz“. Dies trägt zum Verständnis der veränderten Verhaltensweisen des Erkrankten bei und kann den Alltag für alle Beteiligten erleichtern. Aktuell konnte mit Unterstützung der Unfallkasse Baden-Württemberg ein Demenzparcours für Schulungszwecke beschafft werden. Im Rahmen von verschiedenen Aufgaben an mehreren Stationen soll das Erleben von Betroffenen in alltäglichen Lebenssituationen nachempfunden werden. Kleine Hindernisse machen bei dem Parcours deutlich, wie sich Menschen mit Demenz bei solchen augenscheinlich einfachen Aufgabenstellungen überfordert fühlen. Zum Beispiel das morgendliche Anziehen oder das Zubereiten des Frühstücks sind solche Alltagssituationen. Die entstehende Verzweiflung und Wut, wenn selbst einfache Handlungen nicht mehr selbstständig umgesetzt werden können, werden genauso thematisiert, wie der Verlust des Interesses an den alltäglichen Dingen.

Kostenfrei ausprobieren können Interessierte den Demenzparcours anlässlich der Demenzwochen „Leben mit Demenz“ im Landratsamt Rastatt. Die Veranstaltungsreihe findet vom 10. bis 27. September 2024 statt. Neben Ausstellungen und Einzelveranstaltungen besteht am 12. September 2024 von 10 bis 17 Uhr und am 13. September 2024 von 9 bis 12 Uhr die Möglichkeit, den Demenzparcours zu erleben.

Kontakt: Pflegestützpunkt Rastatt, Tel. 07222 381-2152, Teilpflegestützpunkt Gaggenau, Tel. 07222 381-2850, Teilpflegestützpunkt Bühl, Tel. 07223 935-574.